Sonntag, 7. Juli 2019

Von Honig und Plagegeistern

So, der Sommer kommt und damit geht für die Bienen schon die heiße Phase des Jahres zu Ende. Die Völker haben ihren Höhepunkt erreicht oder bereits überschritten. Die großen Trachtpflanzen sind für Buschdorf jetzt auch durch und damit kommen wir zu den nächsten Meilensteinen im Bienenjahr: Honigernte und Milbenbehandlung. Das sind auch heiße Phasen, aber eher für den Imker, denn der hat damit ordentlich zu tun.


Zuerst kommt der Honig dran: da die Massentrachten beendet sind, muss ich mir jetzt überlegen, wie lange ich noch mit der Ernte warten will. Das ist immer der erste Schritt, denn insbesondere wenn man gegen Varroamilben anschließend mit chemischen Hilfsmitteln behandeln möchte, dann kann man danach den Honig nicht mehr selbst nutzen. Wer möchte schon Honig essen, der evtl. Rückstände von Ameisen-, Milch- oder Oxalsäure enthält? Brrrrrrr.....
Also werde ich in den nächsten Tagen meinen Honig ernten. Bin gespannt, wie viel da jetzt hängen bleibt. Ich könnte dazu die Saftpresse nutzen. Dann schneidet man die Waben klein und quetscht den Honig aus, so wie man das vielleicht von der Johannisbeerernte kennt. So habe ich das letztes Jahr gemacht, aber das ist sehr zeitintensiv und man zerstört das ganze Wabenwerk. Schade drum.
Ich denke, ich werden stattdessen mal einen Kollegen aus dem Imkerverein fragen, ob ich bei ihm meinen Honig schleudern kann. Ich selbst habe nämlich keine Schleuder. Das lohnt sich bisher nicht für mich. Das hätte den Vorteil, dass es wahrscheinlich schneller geht und ich die Honigwaben im nächsten Jahr wieder benutzen kann. Die Wabenstruktur bleibt dabei erhalten und die Bienen können dann nächstes Jahr neuen Honig einlagern.
Danach muss ich allerdings den gemopsten Vorrat ersetzen. Das geht mit verschiedenen speziellen Futtermischungen, die man kaufen kann oder einfach mit Zuckerwasser. Letzteres ist sehr billig, aber auch recht minderwertig, da der Zucker keinerlei Mineralien und andere Zusätze enthält, die die Bienen mit dem Nektar gesammelt haben und die sie brauchen, um gesund durch den Winter zu kommen. Das ist auch ein Grund, warum ich die großen Dadant-Beuten mag: die Bienen lagern im Laufe des Frühjahres auch in den großen Brutraum Honig ein. Ich habe vorhin mal nachgesehen, da war in jedem Stock mindestens schon eine Brutwabe gut mit Honig gefüllt, da die Bruttätigkeit durch den Schwarm unterbrochen war. Der Raum wurde direkt anderweitig genutzt. Alles was unten lagert gehört den Bienen, das ist also schon mal eine gute Basis für das Winterfutter, denn in jede große Wabe passen so 2-3kg rein. Die sind richtig schwer. Da muss ich dann entsprechend weniger füttern.

Und dann muss ich mich auch dringend um die Milben kümmern. Insbesondere im braunen Stock nehmen die Überhand. Da muss dringend was passieren. Der geneigte Betrachter erkennt das Problem hier.


Sieht erst mal nach Mückenschiss auf Leinwand aus, ist aber aufschlussreich. Das ist eine Stock-Windel. Ein simples Tablett, das unter den Stock passt. Das kann man unter den Stock schieben und sich dann ansehen, was so nach unten fällt. Das ist für den Imker hilfreich, denn darauf landet alles, womit sich das Volk gerade beschäftigt. Unter anderem abgefallene Varroamilben, deren ovale Form von knapp 1mm recht auffällig ist, wenn man weiß, was man sucht. Und ein kurzer Blick auf den Schieber hat gezeigt, dass rund 100 der Plagegeister pro Tag gefallen sind. Das Volk ist völlig durchseucht. Das ist schlecht. In diesem Zustand kommt es nicht durch den Winter, da die Milben die Bienen schwächen. Im Sommer ist das ärgerlich, aber da die Sommertiere nur knapp sechs Wochen alt werden, merkt man davon wenig. Die Winterbienen hingegen müssen runde 6 Monate überstehen. Das funktioniert nur schlecht mit Parasiten auf dem Rücken. Es gilt also dringend zu handeln, denn das Wachstum der Milben erfolgt exponentiell. Wenn ich ncihts unternehme, habe ich mehr Milben als Bienen im Stock. Daran geht das Volk unweigerlich ein.
Das andere Volk hat sich ja selbst geholfen, indem es einen Schwarm gebildet hat. Zum Vergleich: auf deren Windel habe ich noch nicht mal eine handvoll Milben gefunden. Die Unterbrechung der Bruttätigkeit durch den Schwarm hat die Milben dort in die Steinzeit zurück geworfen.

Jetzt gibts mehrere Varianten: chemische Keule oder Imkertaktiken. Für beides muss die Honigernte abgeschlossen sein. Man kann die Bienen z.B. über mehrere Tage hinweg mit Ameisensäure bedampfen. Das ist tödlich für die Milben, allerdings auch extrem stressig und hart an der Grenze zur Schädlichkeit für die Bienen. Hat aber den Vorteil, dass die Säure auch durch die Wachsdeckel hindurch auf Milben wirkt.
Im Winter kann man dann eine Nachbehandlung mit Oxalsäure machen. Diese nehmen die Bienen auf und versauern damit den Milben die Mahlzeit. Da das nicht durch die Wachsdeckel hindurch wirkt, klappt das aber nur, wenn es keine Brut mehr im Volk gibt, bei der sich die Milben verstecken können.
Alternativ kann man einen Schwarm imitieren: man entnimmt die Brut aus dem Volk und bildet damit einen Ableger. Der Ableger wundert sich, wo die Königin abgeblieben ist und zieht sich eine neue nach. Eier sind ja vorhanden, die ganze Brut ist ja in den Ableger gewandert. In der Zwischenzeit gehen den Milben die Ziele aus. Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem alle alten Larven geschlüpft sind und die neue Königin noch nichts gelegt hat. Jetzt sind alle Milben draußen auf den Bienen und man kann die Bienen zusätzlich mit Milchsäure einsprühen. Das vertragen die Bienen, die Milben aber nicht. Wer will kann dabei auch gleich noch die Waben tauschen und frische Mittelwände einsetzen. Das dient der Stockhygiene und bringt den Vermehrungszyklus der Milben zusätzlich durcheinander.
Das abgebende Volk behält nur eine Brutwabe als Lockvogel. Der Rest des Stocks wird mit Mittelwänden aufgefüllt, die erst mal ausgebaut werden müssen, bevor die Königin dort Eier legen kann. Da es sonst keine Ziele gibt, müssen die Milben in diese Wabe, um sich fortzupflanzen. Nachdem alle Zellen dort verdeckelt sind, entsorgt man die ganze Fang-Wabe samt Brut und den ganzen Milben, die sich darin befinden müssen. Danach geht der Neuaufbau des Volkes los, ähnlich wie beim Schwarm.
Es gibt noch viele andere Varianten, wie man die Plagegeister in Schach halten kann, aber ich denke, ich versuche mal die Variante Brutentnahme. Dann ist der Stand auch voll mit vier Kästen. Ob der Ableger und das verseuchte Altvolk dann bis zum Herbst stark genug werden, um über den Winter zu kommen, muss sich dann zeigen. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät, die Milbenbelastung ist extrem hoch. Daumen drücken!

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