Freitag, 28. Juni 2019

Gesundheitsfragen

Futterkranzproben

Heute hatte ich Besuch vom Bienensachverständigen aus dem Imkerverein. Es standen Hygiene und Krankheitsvorbeugung auf der Agenda.

Bei Bienenvölkern sollte man regelmäßig auf ansteckende Krankheiten untersuchen. Die Völker können sich wie alle Tiere Krankheiten einfangen und damit dann andere Völker anstecken. Fiese Sachen wie Nosemose (Durchfall) oder etwa Faulbrut (Pilzbefall der Brut) will wirklich keiner, man selbst am allerwenigsten. Auch wenn die Völker äußerlich noch gesund wirken, kann man bei einer Laboruntersuchung feststellen, ob ein Standort mit ansteckenden Krankheiten belastet ist. Wenn man das früh genug merkt, dann kann man ggf noch gegensteuern, bevor der ganze Stand im schlimmsten Fall eingeht und eventuell dabei sogar noch benachbarte Völker ansteckt.

Zu diesem Zweck hat er einen Probenbecher mitgebracht und wir haben eine Futterkranzprobe meiner drei Völker entnommen. Das war für mich jetzt auch das erste Mal, daher war ich neugierig, was wir tun müssen. Geht eigentlich ganz einfach: Man entnimmt aus jedem Volk eine oder zwei Brutwaben und löffelt dort jeweils etwas Honig direkt aus dem Futterkranz, der die Brutwaben umgibt. Dabei bekommt die Wabe ein ordentliches Loch und der Honig suppt über alles, aber das flicken die Bienen recht schnell wieder. Mit Proben aus den drei Völkern haben wir den Becher gefüllt. Der geht jetzt ans zuständige Bieneninstitut (im Rheinland ist das in Mayen bei Koblenz) und wird dort untersucht. Und das schöne daran: alle paar Jahre ist das sogar kostenlos für den Hobbyimker. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann übernimmt die EU die Kosten dafür. Prima. Knapp 20 Euro gespart.
Dann bin ich jetzt mal gespannt, ob meine Bienen auch offiziell so gesund sind, wie sie von außen wirken.

Und sonst so?

Bei der Gelegenheit habe ich mal nachgesehen, ob der Schwarm den Honigraum angenommen hat - tatsächlich. Der wird schon ausgebaut und es war schon teilweise Honig eingelagert. Die sind echt gut drauf. Die Linden stehen jetzt auch überall in voller Pracht, es gibt also gerade ordentlich was zu holen für die Sammlerinnen. Obwohl sich der Bienen-Andrang hier in der Straße im Vergleich zum letzten Jahr noch in Grenzen hält.

Und der grüne Stock bleibt auch interessant. Ich hatte beim letzten Mal ja die Gelegeneheilt genutzt, und zwei alte Waben hinter das Schied gehängt. Da die neue Königin noch nicht in Eilage gegangen war, war keine Brut sondern nur Honig drin. Den sollten die Damen aus den alten Waben nach vorne (oder noch besser nach oben in den Honigraum) umtragen und dann können die alten Dinger raus (wieder Stichwort Hygiene). Und was ist? Meine Bienen halten sich nicht an die Theorie. Statt den Honig umzulagern haben sie eine Filiale gebildet. Auf den beiden alten Waben waren plötzlich kleine Brutfelder. Und Weiselzellen hab ich auch gefunden. Da müssen wohl doch schon ein paar Eier drin gewesen sein. Und die Bienen machen, was Bienen eben so machen: die Eier hochpäppeln und bei Bedarf eine Königin nachziehen. Die saß ja eigentlich vor der Abtrennung. Haben die dahinter aber nicht gemerkt. Mist. Jetzt hab ich zwei Filialen im gleichen Stock. Ein Volk vor dem Trennschied und die Zweigstelle dahinter. Das geht theoretisch auch, wenn man ein undruchlässiges Absperrschied verwendet, aber das probier ich ein anderes Mal.
Aber gutes Timing: ich hatte ja einen BSV da. Der amüsierte Kollege meinte, seine Bienen halten sich auch nicht an die Theorie. Na dann...
Die Königin(nen) haben wir jetzt nicht gesucht, daher weiß man nicht so genau, was jetzt los ist. Eine Chefin oder zwei oder gar keine? Sein Vorschlag: einfach einen Ableger draus machen, dann hab ich eben vier Völker. Dafür fehlt mir aber das Material und langsam auch der Platz. Oder die Zweigstelle wieder ins Hauptvolk integrieren. Falls wirklich zwei Königinnen im Stock sind machen die das unter sich aus. Die Weiselzellen kann ich stehen lassen für den Fall, dass doch keine Königin mehr drin ist. Falls doch ergibt sich im schlimmsten Fall dann eben noch mal ein später Schwarm, wenn die neuen Weiselzellen schlüpfen. Oder aber die doch vorhandene Königin macht kurzen Prozess mit den Nachzüglern. Ich habe mich für die direkte Lösung ohne Materialbedarf entschieden. Also hängen die beiden Waben jetzt wieder vorne mit drin. So viel zu der Idee, dass ich die aussortieren kann.

Mal sehen, wie das jetzt weiter geht. Gestochen wurde ich auch bei der Aktion. Also wenn es einmal läuft...nächstes Mal wieder mit langen Ärmeln.

Sonntag, 16. Juni 2019

Schwarmzeit vorbei

Nach zwei Wochen kam ich heute endlich dazu, in die Beuten zu sehen. Ich war gespannt, wie es dem grünen Volk mit der neuen Königin geht und ob der Schwarm im neuen Heim schon angefangen hat, ein neues Brutnest anzulegen.

Aber zuerst musste ich unbedingt nachsehen, ob im braunen Volk Weiselzellen hängen. Kurze Imker-Mathematik: Königinnen entwickeln sich in 3+5+8 Tagen: 3 Tage als Ei, 5 Tage als Larve, 8 Tage als Puppe. Macht zusammen 16 Tage. Ich habe vor 15 Tagen das letzte Mal nachgesehen und keine Nachschaffungszellen gesehen. Die Bienen hätten theoretisch aber direkt nach meiner Durchsicht loslegen können und dann bleibt jetzt noch ein Tag, bevor die neue Chefin schlüpft. Also nix wie ran ans Volk, denn ich möchte die aktuelle Königin behalten. Aber zum Nachsehen musste ich erst mal die Honigräume runter wuchten. Auch der 2. Raum wird langsam schwerer, der erste ist schon knallvoll. Ganz schön schwer die Dinger. Und alles rappelvoll mit Bienen. Also dafür dass das Volk Anfang des Jahres etwas schwach war hat es sich echt prima entwickelt! Und...keine Weiselzellen drin. Die haben einfach keine Lust auf Vermehrung. Dafür aber riesige Brutfelder auf allen Waben. Soll mir recht sein. Ich denke auch, die Schwarmzeit ist jetzt durch.
Ich habe noch eben den ganzen Wildbau entfernt. Die sind echt bauwütig..sieht aber sehr hübsch aus und riecht auch noch lecker.



Bleibt die Frage, was die beiden Teile des Schwarms machen.
Das Altvolk hatte mich ja beim letzten Mal mit weiteren zahlreichen Nachzuchtzellen überrascht. Die müssen alle direkt nach meiner vorletzten Durchsicht angelegt worden sein. Das finde ich immer noch seltsam, denn da war die neue Chefin ja schon angelegt und ein paar Tage lang verpuppt. Tja, offensichltich werden Königinnen auf Vorrat angelegt, so lange das noch geht. Wenn die Brut zu spät mit Gelee Royal gefüttert wird, dann kommt eine maue Königin raus. Also haben die wohl tatsächlich alles hochgezogen, was an Brutmaterial verfügbar war. Sehr gründlich, so ein Volk...
Jetzt waren fast alle großen Weiselzellen wieder unten offen, also sind die ganzen Jungköniginnen nach und nach wohl geschlüpft. Bis auf zwei kleine, das waren wohl Blindgänger. Mal sehen, wie lange die Bienen die Zellen noch stehen lassen.
Einen weiteren Schwarm habe ich nicht registriert und auch von den Nachbarn hat sich niemand gemeldet. Also gab es wohl ein Massaker unter den Königinnen. Und die Gewinnerin habe ich tatsächlich gerade gesehehen auf einer Wabe. Mit schön langem Hinterteil sieht sie prima entwickelt aus und ist farblich fast eine Kopie ihrer Vorgängerin, die jetzt nebenan wohnt. Nur mit Eier legen ist noch nichts. Die neue Chefin ist zwar munter herumgewandert und hat Zellen inspiziert, aber alle Waben waren leer. Das kann jetzt aber nicht mehr lange dauern, bis sie Ihre Tätigkeit als Brutfabrik aufnimmt.
In der Zwischenzeit hat das Volk die frei werdenden Zellen mit Pollen und Honig gefüllt. Es glänzt überall, die Bienen scheinen gerade richtig gut einzutragen. Gut für das Volk, leider nichts zu holen für mich, denn das lagert jetzt alles im Brutraum. Im Honigraum hat sich dafür wenig getan. Klar, die machen erst mal unten voll, bevor sie oben einlagern. Und da unten im Moment kein Platz für neue Bienen benötigt wird, packen sie ihre Vorräte eben unten rein. Der Honig ist transportierbar. Wenn neue Brut angelegt wird, dann sollte das eigentlich auch nach oben umgelagert werden. Nur die Pollen bleiben wo sie sind.
Ich habe die Gelegenheit genutzt und noch zwei alte Waben hinter die Abtrennung gehängt. Da dort im Moment nur Honig drin ist, sollte der nach vorne (oder nach oben) umgelagert werden. Dann kann ich die alten Bretter mal rausnehmen. Das stört jetzt nicht so, wo es keine Brut gibt.

Der Schwarm selbst hat sich super entwickelt in seinem neuen Zuhause.

Sieht jetzt von oben unspektakulär aus, aber alle Rähmchen, die ich reingehängt hatte, sind komplett ausgebaut und voll belegt. Auch hier habe ich die Königin gesehen, die eilig auf einer Wabe unterwegs war. Die war echt fleißig in den letzten beiden Wochen: alle Waben sind randvoll mit Brutfeldern, die von kleinen Futterkränzen abgeschlossen werden. Wie aus dem Lehrbuch. Auch der leere Baurahmen ist komplett ausgebaut und total voll. Das sieht so gut aus, dass ich nicht nur eine neue Mittelwand reingehängt habe. Bilder gibts davon leider nicht, dafür fehlt mir eine Hand und/oder die nötige Ruhe, um mit gezogenen Waben dann noch mit dem Handy rum zu hantieren.
Ich habe mich sogar noch getraut, einen halbvollen Honigraum aufzusetzen. Wenn die ganzen Brutfelder schlüpfen ca. nächste Woche, dann brauchen die neuen Platz und was zu tun. Vielleicht schafft es das Schwarmvolk ja tatsächlich noch, den Honigraum zu belegen. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell geht.

Insgesamt sieht der Stand also jetzt so aus:

Stichwort Honig: das läuft ja gerade ganz gut, da scheint es im Moment ordentlich was zu geben. Was auch immer gerade blüht, ich habe da etwas den Faden verloren. Obst und Robinie ist durch, aber ich sehe alle möglichen Wiesenblumen und Stauden hier. Mohn, Kornblumen und Lavendel gibts zum Beispiel gerade an jeder Ecke. An dieser Stelle ein Dankeschön an die Stadt Bonn, die die Grünstreifen hier in Buschdorf in den letzten Jahren zu Wiesen-Blühstreifen umfunktioniert hat. Alle gewinnen: Insekten finden Futter, Passanten finden es hübsch und die Stadt muss weniger mähen und spart Geld. Nur die Kreuzungsbereiche werden frei geschnitten. Reicht ja auch.
Ich habe diese Woche auch die erste blühende Linde gesehen. Das ist insofern interessant, da das für Buschdorf die letzte ertragreiche Massentracht sein dürfte. Na ja, zumindest ist das die Tracht, die ich zuordnen kann. Hier in der Straße stehen zwei Linden, die waren letztes Jahr über Tage komplett voll mit Bienen. Da ist aber im Moment noch nichts offen. Dauert wohl noch ein paar Tage. Bis dahin gibts Brombeeren, die ja in ganz Bonn wie Unkraut wachsen. Die sind auch recht ertragreich, sollen aber im Honig einen leicht bitteren Beigeschmack haben. Ich bin gespannt. Sonnenblumen gehen dann auch noch recht spät, aber davon gibts hier keine nennenswerten größeren Mengen. Zumindest sind mir mal keine bekannt.
Und Bienenbäume dürfte es den ein oder anderen in der Nachbarschaft geben. Aber wenn ich recht informiert bin, dann kommen die erst im August. Ich denke, ich ernte davor und lasse den Bienen den Rest als Wintervorrat. Dann muss ich auch nicht so viel füttern. Mal sehen...

Sonntag, 2. Juni 2019

Neue alte Mitbewohner

Nach ein paar Tagen habe ich jetzt mal nach dem Schwarm gesehen.
Sieht gut aus. Es sind zwar deutlich weniger Bienen im Stock, als ich eingefangen habe, aber die übrigen haben tatsächlich angefangen, sich häuslich einzurichten. Sehr schön. Auf allen Waben wird gebaut, das Zuckerwasser ist bis auf den letzten Rest leer und es gibt auch ordentlich Flugverkehr am Eingang. Ich hab sogar die Königin gesehen, die auf ihrer Dienerschaft hin und her lief. Die wartet darauf, dass die Waben groß genug sind, damit sie wieder Eier legen kann. Sieht alles gut aus für mich. Ich füttere da jetzt nicht mehr nach, ich denke die finden genug draußen. Ich wollte nur sicher stellen, dass sie bis zum Regelbetrieb nicht Hunger leiden. Und ich denke, das war erfolgreich.

Und was macht der alte grüne Stock in der Zwischenzeit? Also aus dem werde ich nicht so recht schlau. Jetzt ist der Schwarm gerade ausgezogen, ich habe also damit gerechnet, dass das Volk dort sich etwas entspannt, was die Nachzucht angeht. Es muss ja irgendwo eine Jungkönigin drin sein, die nach dem Hochzeitsflug dann irgendwann anfängt, Eier zu legen. Pustekuchen! Stattdessen habe ich rund ein Dutzend neue Weiselzellen gefunden. Die ziehen sich die Königinnen am Fließband nach. Und jetzt? Keine Ahnung...normalerweise sollte die neue Chefin alle weiteren, die schlüpfen wollen, eliminieren. Warum das Volk jetzt wie verrückt weiter Königinnen züchtet, da bin ich echt überfragt. Ich hab jetzt alle Zellen rausgenommen bis auf zwei Waben, die damit gespickt waren. Da könnte man jetzt ganz prima noch zwei Ableger daraus machen, aber mir geht der Platz aus. Ich hab auch keine Beute mehr übrig. Was aus denen jetzt wird, da bin ich mir auch nicht sicher. Erledigt die neue Jungchefin nach und nach alle Nachzügler? Ein Massaker wie bei Game of Thrones. Oder zieht die Jungkönigin ihrerseits auch aus, es gibt einen neuen Schwarm (ein so genannter Nachschwarm) und eine der Nachzüglerinnen übernimmt dann den traurigen Rest des ursprünglichen Volkes? Keine Ahnung...ich warte jetzt einfach mal ab und schaue, was kommt.
Mir ist aus den abgebrochenen Zellen dann tatsächlich eine Königin in meiner Wachs-Sammelbox geschlüpft. Konnte man zusehen...faszinierend! Was für ein timing. Und nach zwei Minuten ist sie dann abgehoben und weggeflogen. Tja, die ist sicher tot, denn wo soll sie hin?

Und dann ist da noch die braune Beute. Da läuft alles ganz gemütlich. Die haben wohl keine Lust auf Schwärmen. Es gibt keine einzige Weiselzelle. Dafür wird nach und nach Honig eingelagert. Im zweiten Stock des Honigraums sind die ersten Ausbauten erfolgt. Ansonsten sind die ganz friedlich. Das ist ja fast schon langweilig im Vergleich.

Insgesamt bleibt es also spannend, so wie das im Mai/Juni auch in der Regel zu erwarten ist. Das sind eben die betriebsamsten Zeiten bei den Bienen.